1. Definition und Nutzen von Stilmitteln
Stilmittel sind sprachliche Ausdrucksformen, die prägend für einen Text sind und der Erzielung einer kontextabhängigen Wirkung dienen (vgl. Metzler Literaturlexikon, S.735). Sie sollen also beim Leser eine bestimmte Wirkung auslösen, oder auf eine Textstelle aufmerksam machen. Das geschieht i.d.R. durch Hervorrufen von Irritationen, so tritt beispielsweise durch den Neologismus ein unbekanntes Wort auf oder es findet eine Wiederholung bestimmter Elemente statt, die den Lesefluss lenken (durch gleiche Anfangsbuchstaben- und/oder Wörter, …). Stilmittel werden auch oft als rhetorische Mittel bezeichnet, da sie – im Sinne der Rhetorik – zum Gelingen der gesteuerten Kommunikation zwischen Schreiber/Produzent und Leser/Rezipient dienen.
2. Liste gängiger Stilmittel
Stilmittel | Definition | Wirkung | Beispiel |
Akkumulation | Aneinanderreihung thematisch zusammengehöriger Begriffe | Nachdruck der Aussage, verdeutlichen der Aussage bei mehrdeutigen Begriffen | Wald und Wiesen. |
Allegorie | Verbildlichung eines Begriffs durch zwei gleichsinnige Bedeutungen, Begriff wird nicht zwangsläufig eindeutiger erklärt | Abstrakte, schwer fassbare Begriffe werden verständlicher | Es existieren viele verschiedene Arten von Allegorien, je nach Anwendungsbereich. Hier findest du eine gute Übersicht. |
Alliteration | Reihenfolge aus mindestens zwei Wörtern mit gleichem Anfangsbuchstaben | Reihenfolge wirk als Einheit mit Sinnzusammenhang | Veni, Vidi, Vici. |
Anapher | Mehrere Sätze mit gleichem Anfang | Betont/intensiviert die Aussage, wirkt einprägsam | Wer will, der geht. Wer will, der bleibt. |
Antithese | Aussage wird mit einer gegenseitigen ergänzt | Hebt die ursprüngliche Aussage besonders hervor, verdeutlicht deren Standpunkt | Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. |
Archaisierung | Altertümliche Wörter werden in einem Kontext benutzt, in dem dies eigentlich nicht nötig wäre | Hinweis auf Tradition, humoristisch, (sehr von der Thematik des Textes abhängig) | mir dünkt statt ich denke, gülden statt golden, … |
Antiklimax | Umgekehrte Steigerung | Einprägsam, veranschaulichend | Hund, Katze, Maus. |
Aposiopese | Aussage wird unmittelbar abgebrochen | Intensivierung der unterschwelligen Aussage/des fehlenden Satzteiles | Wenn ich dich in die Finger kriege… |
Asyndeton | Reihenfolge mehrerer Begriffe ohne Konjunktionen | Zusammenfassend, Verdeutlichung der Bewertung | Auch hier gibt es wieder mehrere Formen. |
Chiasmus | Satzteile, die sich in ihrer Bedeutung gleichen, in der Formulierung aber überkreuzen | Einprägsam, verdeutlichend | Ihr Leben ist dein Tod! Ihr Tod dein Leben! – Schiller |
Dysphenismus | Gegenteil des Euphemismus, ein Begriff wird abgewertet | Abwetend | Penner statt Obdachloser |
Ellipse | Satzteil werden ausgelassen, wenn sie nicht zum Verständnis der Aussage benötigt werden | Eindringlich, Verknappend, suggeriert Eile | Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. |
Epipher | Wort-Wiederholung am Satz-/Vers-Ende oder am Ende von Satzteilen | Verdeutlichen, eindringlich | Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit. – Nietzsche |
Enjambement | Satz wird über in neuem Vers/Satz weitergeführt | Aussage wird Hervorgehoben | Ich lief durch die regnerische
Nacht und wollte ins Trockene. |
Euphemismus | Eindeutig positive Beschreibung eines Begriffs | positiv, beschönigend, beschwichtigend | suboptimal statt schlecht |
Hyperbel | (starke) Übertreibung | Ab- oder Aufwertung | todmüde |
Inversion | Korrekte Satzstellung wird bewusst geändert | Betonung der eigentlichen Aussage | Die Sonne scheint hell. => Hell scheint die Sonne. |
Klimax | Steigerung (häufig in Aufzählung) | Eindringlich, Betonend | Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich mir der Königin ihr Kind. |
Metapher | Bildliche Beschreibung von Begriffen/Sachverhalten, Bild und Ausdruck stehen miteinander in Verbindung | Veranschaulichend | Eine Flut aus Briefen. |
Metonymie | Begriff wird durch sinngleichen, ähnlichen ersetzt | Erklärend, veranschaulichend, betonend | kühles Nass statt Wasser |
Neologismus | Wortneuschöpfung | Hervorhebend, positiv/negativ wertend | Hutbürger, Bangster, … |
Oxymoron | Zwei gegensätzliche Begriffe werden verbunden (häufig Adjektiv und Nomen), Scheingegensatz | Irritierend, hervorhebend | Ein offenes Geheimnis. |
Onomatopoesie | Lautmalerei | Veranschaulichend, schafft Atmosphäre | Miauen, quietschen, knarren, knurren, muh, … |
Paradoxon | Widersprüchliche, unwahrscheinliche Aussage mit gewissem Wahrheitsgehalt, Scheinwiderspruch | Irritierend, einprägsam | Ich weiß, dass ich nicht weiß. – Sokrates |
Parallelismus | Satzaufbau/Satzteile mindestens zweier Sätze sind gleich aufgebaut | Einprägsam, verstärkt Aussage | Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch geht. |
Parataxe | Nebeneinander stellen von gleichwertigen Hauptsätzen | Prägnanz, Direktheit | Das ist Klaus. Klaus ist ein geselliger Bursche. |
Periphrase | Umschreibung eines Begriffs | Veranschaulichend, verdeutlichend | Götter in Weiß statt Ärzte |
Pars pro toto | Teil eines Begriffs/Sachverhaltes wird für das Ganze eingesetzt. | Betonung der spezifischen Eigenschaft des Begriffs/Sachverhalts | 3 Euro pro Nase statt pro Person |
Personifikation | Einer Sache/einem Gegenstand werden menschliche Eigenschaften zugeschrieben | Verstärken einer Aussage durch bildliche Darstellung | Die Pflanze sieht traurig aus. |
Pleonasmus | Kombination von Wörtern unterschiedlicher Wortarten, die sinngemäß ähnlich sind | Betonend | grünes Gras, tote Leiche, … |
Polysyndeton | Gleichwertige Satzteile werden durch Konjunktionen mehrfach aneinandergereiht | Dramatisch, eingängig | Einigkeit und Recht und Freiheit. – Fallersleben |
Rhetorische Frage | Eine (Schein-)Frage, auf die keine Antwort erwartet wird, dient nicht dem Informationsgewinn, sondern drückt die Meinung des Autors aus | Eindringlich, betonend | Wer ist schon perfekt? |
Symbol | Ein abstrakter Begriff oder Zusammenhang wird durch ein konkretes Bild dargestellt (kulturell geprägt) | Veranschaulichend, bildliche Darstellung, einprägsam | weiße Taube für Frieden, Herz für Liebe, … |
Synästhesie | Verknüpfung mehrerer Begriffe mit gleicher Bedeutung aber unterschiedlicher Sinnesebenen/Empfindungen | Betonung, Steigerung | knallrot, stinkfaul, … |
Tautologie | Kombination mehrerer bedeutungsgleicher/-ähnlicher Begriffe der gleichen Wortart | Betonung, Steigerung | für immer und ewig, kurz und knapp, … |
Vergleich | Zwei Begriffe oder Sachverhalte, die sich in einer oder mehreren Eigenschaften ähneln, werden durch “als” oder “wie” zueinander in Beziehung gesetzt | Veranschaulichend, betonend | schnell wie ein Blitz, breit wie ein Schrank, … |