Tabuwörter in wissenschaftlichen Arbeiten


Das Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit ist selbst eine Wissenschaft für sich. An den meisten Hochschulen bzw. bei den meisten Verlagen bist du mit einer Vielzahl an Anforderungen in Bezug auf Stil, Ausdruck und Wortwahl konfrontiert. Vor allem bei Arbeiten, die auf Deutsch geschrieben sind, solltest du dich mit den Gebräuchen des wissenschaftlichen Schreibens vertraut machen. Denn im Gegensatz zum Englischen ist auf Deutsch der Unterschied zwischen gesprochener Sprache und wissenschaftlicher Schriftsprache sehr groß.

Wir wollen in diesem Artikel einen Teilbereich des wissenschaftlichen Schreibens beleuchten, und zwar die sogenannten „Tabuwörter“. Darunter sind Wörter zu verstehen, die in wissenschaftlichen Texten nicht verwendet werden sollten. Und wie ihr gleich sehen werdet, gibt es so einige davon.

Übertreibungen

Wissenschaftliche Arbeiten haben naturgemäß den Anspruch, möglichst exakt zu sein. Dementsprechend sollten auch deine Formulierungen möglichst genau sein. Übertreibungen haben deshalb rein gar nichts in einer akademischen Arbeit verloren.

Allgemein bedeutungsverstärkende Wörter wie z.B. „sehr“, „extrem“, „hervorragend“, „massenhaft“ und „unglaublich“ sollten deshalb nicht in deiner Arbeit vorkommen. Diese drücken ein subjektives Gefühl aus, das nicht messbar und somit auch nicht wissenschaftlich nachvollziehbar ist. Wo immer es geht, verwende also bitte präzise Angaben bzw. Einheiten (bspw. „mehr als 1.000“ anstatt „extrem viele“ Studienteilnehmer).

Vage Formulierungen

Wie Übertreibungen haben vage Formulierungen gleichermaßen keinen Platz in einer wissenschaftlichen Arbeit. Auch sie verstoßen gegen das Gebot, möglichst präzise Aussagen zu treffen.

Wörter und Ausdrücke wie „ziemlich“, „ein wenig“ und „ein bisschen“ solltest du unbedingt durch genaue Angaben ersetzen. Gleiches gilt für weitgefasste Substantive wie bspw. „Dinge“ oder „Sachen“. Diese sollten immer durch ein präziseres Wort ersetzt werden.

Subjektive Wörter

Eine wissenschaftliche Arbeit ist keine Fiktion. Insofern haben persönliche Empfindungen darin auch nichts verloren. London mag für dich eine „wunderschöne“ Stadt sein. Andere Menschen finden die britische Hauptstadt hingegen „hässlich“. In einer wissenschaftlichen Arbeit solltest du solche subjektiven Ausdrücke durch objektive Beschreibungen ersetzen.

Oder vielleicht bist du der Auffassung, dass deine Arbeit die Folgen des Klimawandels „wunderbar“ zusammenfasst. Dein Professor mag das anders sehen. Also lass doch einfach das „wunderbar“ beiseite und überlasse deinem Professor die Beurteilung, wie gut er deine Arbeit findet.

Füllwörter

Füllwörter haben in der gesprochenen Sprache ihren festen Platz. Sie helfen uns, den richtigen Ton zu treffen und einem Satz die „gewisse Würze“ zu geben. In der Schriftsprache gelten sie hingegen nicht nur als stilistisch unfein, sondern haben auch keine besondere Aussagekraft.

Die Liste der Füllwörter im Deutschen ist sehr lang. Besonders leicht schleichen sich folgende Wörter unbemerkt in einen Text ein: Allgemein, also, bekanntlich, bloß, doch, durchaus, eher, einfach, einigermaßen, etwa, freilich, gar, halt, immerhin, jedenfalls, lediglich, letztlich, nämlich, natürlich, offenbar, schließlich, selbstverständlich, sicherlich, schon, sozusagen, tatsächlich, überhaupt, unbedingt, völlig und wohl. Prüfe also (dieser Blogartikel ist keine wissenschaftliche Arbeit – wir erlauben uns deshalb ein „also“) bitte vor Abgabe deines Textes, ob deine Sätze durch das Weglassen von Füllwörtern ihren Sinn verlieren. Wenn nicht, dann bitte weglassen.

Fremdwörter

Die Benutzung von Fremdwörtern gehört allgemein und besonders in wissenschaftlichen Arbeiten zu den umstrittensten sprachlichen Themen. Manche Professoren zeigen sich diesbezüglich sehr entspannt und tolerieren auch eine exzessive Verwendung von Fremdwörtern. Andere Hochschullehrer wiederum sind deutsche Sprachpuristen und stoßen sich schon an der Verwendung von „Computer“ anstelle von „Rechner“.

Wir wollen dir zwei Tipps in Bezug auf die Nutzung von Fremdwörtern in wissenschaftlichen Texten geben. Erstens sollten der Sinn und die Verständlichkeit deines Textes im Vordergrund stehen. Auch wenn ein Fremdwort noch so klug klingen mag – wenn darunter die Verständlichkeit deiner Arbeit leidet, dann solltest du es besser durch ein deutsches Wort ersetzen. Zweitens empfehlen wir dir, wenn du die Wahl zwischen einem Fremdwort und einem gleichbedeutenden deutschen Wort hast, den deutschen Begriff zu verwenden. Klar wird „cash-flow“ viel häufiger in der internationalen (englischsprachigen) Wirtschaftsliteratur verwendet als „Kapitalfluss“. Wenn du aber deine Arbeit auf Deutsch schreibst, dann solltest du auch beim deutschen Vokabular bleiben.

„Ich“ und „man“

Was den meisten Studenten das größte Kopfzerbrechen bereitet, ist die Verwendung der Pronomen „ich“ und „man“. An sehr vielen Stellen deiner Arbeit wirst du in die Verlegenheit kommen, entweder „ich“ oder „man“ verwenden zu wollen. Viele Hochschulprofessoren vertreten den Standpunkt, diese beiden Wörter seien in wissenschaftlichen Texten grundsätzlich verboten, weil sie die Verwendung von „ich“ als unwissenschaftlich und „man“ als ungenau erachten. Wie sollst du nun damit umgehen?

In Bezug auf „man“ ist die Kritik vieler Professoren nachvollziehbar. Schließlich ist „man“ eine sehr ungenaue und somit unwissenschaftliche Formulierung. Aus diesem Grund bevorzugen viele Professoren die Umschreibung von „man“ mit dem Passiv. Grundsätzlich ist es aus Gründen der Verständlichkeit immer besser, einen Text aktiv zu formulieren. Wenn du in besagtem Fall aber auf das Passiv zurückgreifen musst, dann achte bitte darauf, dass kein allzu komplizierter Satz daraus entsteht. Passivkonstruktionen haben nämlich die Tendenz, sehr schnell kompliziert und unverständlich zu werden. Das tut keinem Text gut und ist auch nicht wissenschaftlich.

Und wie sieht die Lösung im Umgang mit „ich“ aus? Schließlich willst du als Autor einer wissenschaftlichen Arbeit ja auch deine eigenen Schlüsse ziehen bzw. deine eigene Leistung zum Ausdruck bringen. In den meisten Fällen greifen Studenten auch hier (wie bei „man“) zu einer Ersatz-Passivkonstruktion (z.B. statt „Ich stelle fest“, „Es muss festgestellt werden, dass…“ oder „Zusammenfassend lässt sich feststellen…“).

Da bei diesen passiven Formulierungen unklar bleibt, wer eigentlich diese Aussage trifft, ist eine häufig benutzte Alternative, das „ich“ durch den „Autor“ oder den „Verfasser“ zu ersetzen (also bspw. „Der Autor/Verfasser dieser Arbeit stellt fest…“).

Am Wichtigsten ist es, deinen Professor zu fragen, wie er zu dieser Frage steht. Schließlich muss deine Arbeit nicht nur dir, sondern in erster Linie auch deinem Prof gefallen. Und es wäre sehr nervig, wenn du zum Abschluss deiner Arbeit mehr als 100 Formulierungen mit „ich“ und „man“ in deinem Text umschreiben müsstest.

Fazit

Jeder Mensch hat seinen eigenen Schreibstil und das ist auch gut so. Lass dir bitte nicht das Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit durch das Befolgen eines zu engen Korsetts an Geboten und Verboten madig machen (es ist schließlich schon anstrengend genug).

Ein guter abschließender Tipp ist, dir im Vorfeld ein paar Arbeiten anzusehen, die Kommilitonen bei deinem Professor (erfolgreich) eingereicht haben. So bekommst du ein Gefühl dafür, welcher Schreibstil gut bei deinem Professor ankommt. Und im Zweifelsfall solltest du deine Fragen in Bezug auf die o.g. Punkte direkt mit ihr/ihm in der Sprechstunde klären. So vermeidest du unnötige, zeitraubende Korrekturen am Ende.

 

 

 

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